Forschung & Publikationen

Als neue Direktorin des IWE und Besitzerin einer durch die Alexander von Humboldt erteilten Professur für angewandte Ethik von künstlicher Intelligenz, setzt Prof. Dr. van Wynsberghe einen neuen Forschungsschwerpunkt für das IWE. Dieser neue Schwerpunkt strebt nach der Erschaffung eines standhaften und umfangreichen Fundaments für die öffentlichen Richtlinien einer grünen, angemessenen sowie nachhaltigen Entwicklung und Nutzung von KI. Um diesen Forschungszweig weiter voranzutreiben, wurde das Sustainable AI Lab innerhalb des IWE gegründet.

Die Säulen der Forschung des IWE sind:

Ethics of AI and Robotics
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Die Ethik von KI und Robotik

Hauptleiterin: Prof. Dr. Aimee van Wynsberghe

Die tiefgreifende Entwicklung und Nutzung von Robotik und künstlicher Intelligenz (KI) im 21. Jahrhundert hat sowohl Optimismus für den Fortschritt, als auch Besorgnis um die Verwaltung gesellschaftlicher Werte und Menschenrechte hervorgebracht. Die Säule des IWE für die Ethik von Robotik / KI befasst sich mit den Auswirkungen dieser Technologien auf: das Leben von Individuen, Infrastrukturen und die globale Gesellschaft. Sie untersucht ein Spektrum ethischer Fragen, die den einzelnen Phasen des Lebenszyklus der Robotik / KI entspringen, unter anderem bezüglich Ideengenerierung, Entwicklung, Einsatz und Steuerung.  Forscher*innen dieser Säule bauen auf die konzeptionellen Instrumente aus den Bereichen der Technikethik, Umweltethik und Fürsorgeethik auf, um nur einige zu nennen.

Umweltethik

Hauptleitung: Dr. Taylor Stone

Das IWE betreibt sowohl konzeptionelle als auch praktische Forschung zu den ethischen Dimensionen von Umweltbelangen. Das 21. Jahrhundert wird unvergleichliche Herausforderungen im Bereich der Umwelt mit sich bringen, die ein akutes Handeln erfordern, darunter Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Waldrodung, rasante Urbanisierung und Umweltverschmutzung. Neben politischem Handeln und technischer Innovation bedarf es kontinuierlich an einer Analyse der moralischen Grundlage der Probleme – und der Lösungsvorschläge –, die durch diese Herausforderungen entstehen. Die konzeptionelle Forschung umfasst Themen wie generationsübergreifende (Klima-) Gerechtigkeit, geographischer Dualismus von bebauter und naturbelassener Umwelt, sowie die philosophischen Grundlagen des Erhaltens unberührter Wildnis. Dies wird vervollständigt durch praktische Forschung zu Themen wie Tierschutz und Tierrechte, Richtlinien für neu aufkommende Technologien, die Kosten von Pflegetechnologien für die Umwelt sowie urbane Nachhaltigkeit.
Environmental Ethics
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Neuro Ethics
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Neuroethik

Hauptleitung: Prof. Dr. Bert Heinrichs

Die Neuroethik, im weiten Sinne, ist der Zweig der angewandten Ethik, der sich mit der wissenschaftlichen Forschung und technologischen Entwicklungen rund um das menschliche Gehirn befasst. Darunter fallen Bildgebungsverfahren, die einen Einblick in die Funktionsweise des Gehirns liefern und sowohl für wissenschaftliche als auch medizinische Zwecke eingesetzt werden. Weiterhin umfasst dies (invasive und nicht-invasive) Interventionen zur Veränderung von Gehirnzuständen. Aktuell viel diskutierte Themen der Neuroethik sind, beispielsweise, Fragen des Neuroenhancement und der Schnittstellen zwischen Gehirn und Computer, aber auch spezifische Fragen betreffend Einwilligungserklärungen, etwa in der Alzheimer-Forschung. Darüber hinaus fokussiert sich die Neuroethik zunehmend auf die Nutzung von KI. Von besonderem Interesse sind hierbei Fragen bezüglich der Interaktion zwischen Mensch und Maschine, sowie der Vorhersage von Hirnerkrankungen und Charakterzügen. Durch die Arbeit des IWE sollen derartige philosophische und ethische Fragen verständlicher gemacht und Ansätze entwickelt werden, die eine verantwortungsbewusste Forschung und Implementierung ermöglichen.
  • Heinrichs, Bert; Heinrichs, Jan-Hendrik; Rüther, Markus (2022): Künstliche Intelligenz (Grundthemen Philosophie). Berlin: De Gruyter.
  • Stake, Many; Heinrichs, Bert (2022): Ethical Implications of e-Health Applications in Early Preventive Healthcare. In: Frontiers in Genetics 13:902631. https://doi.org/10.3389/fgene.2022.902631.
  • Rathkopf, Charles; Heinrichs, Jan-Hendrik; Heinrichs, Bert (2022): Can we read minds by imaging brains? In: Philosophical Psychology (ahead-of-print). https://doi.org/10.1080/09515089.2022.2041590.
  • Heinrichs, Bert (2022): Discrimination in the Age of AI. In: AI & Society 37, 143–154. https://doi.org/10.1007/s00146-021-01192-2.
  • Heinrichs, Bert; Knell, Sebastian (2021): Aliens in the Space of Reasons? On the Interaction Between Humans and Artificial Intelligent Agents. In: Philosophy & Technology 34, 1569–1580. https://doi.org/10.1007/s13347-021-00475-2.
  • Heinrichs, Bert (2021): Advance research directives: avoiding double standards. In: BMC Med Ethics 22, 137. https://doi.org/10.1186/s12910-021-00704-5.
  • Eickhoff, Simon B.; Heinrichs, Bert (2021): Der vorhersagbare Mensch: Zu Chancen und Risiken der KI-basierten Prädiktion von kognitiven Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmalen und psychischen Erkrankungen. In: Der Nervenarzt 92, 1140–1148. https://doi.org/10.1007/s00115-021-01197-8.
  • Knell, Sebastian; Heinrichs, Bert (2021): Entfremdung im Raum der Gründe. Überlegungen zur möglichen Transformation diskursiver Praktiken durch Künstliche Intelligenz, in: Scheidewege 51, 52-74.
  • Heinrichs, Bert (2021): Is it possible to simulate “thought”? In: Benetka, Gerhard; Werbik, Hans (eds.): Discussing Cognitive Neuroscience. Psychology, Neurophysiology, and Philosophy on the Mind, Body and Brain. Cham: Springer, 153-163. https://doi.org/10.1007/978-3-030-71040-8_8.
  • Heinrichs, Bert; Eickhoff, Simon B. (2020): Your Evidence? Machine Learning Algorithms for Medical Diagnosis and Prediction. In: Human Brain Mapping 41, 1435–1444. https://doi.org/10.1002/hbm.24886.
  • Heinrichs, Bert (2020): 学・道徳生理学・行為の根拠 [Neurosiences, Moral Physiology, Reasons for Action]. In: Yasushi Kato, Takeshi Kojima (eds.): 尊厳と社会(上) [Dignity and Society 1]. Hosei University Press, 297-318.
  • Heinrichs, Bert; Rüther, Markus (2020): Was tut der Mensch, der handelt? Christine M. Korsgaard. In: Müller-Salo, Johannes (ed.): Themen analytischer Philosophie. Eine Einführung in 16 Fragen und Antworten. Paderborn: Wilhelm Fink / UTB, 157-172.
  • Heinrichs, Bert (2020): Aristotelian Naturalism and the Concept of Person. In. Hähnel, Martin (ed.): Aristotelian Naturalism: A Research Companion, Berlin: Springer, 425–439.
  • Heinrichs, Bert (2019): Myth or Magic? Towards a Revised Theory of Informed Consent in Medical Research. In: Journal of Medicine and Philosophy 44, 33–49. https://doi.org/10.1093/jmp/jhy034.

Künstliche Intelligenz, Politik und Macht

Hauptleitung: Dr. Şebnem Yardımcı Geyikçi

Die Forschungssäule Künstliche Intelligenz, Politik und Macht analysiert den Wandel der Zivilgesellschaft, der Öffentlichkeit und des Staates im neuen Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Die Neudefinition von Institutionen, Interessen und Interaktionen sind Schlüsselkomponenten dieses Wandels. Der zunehmende Einsatz von KI in Entscheidungsprozessen beeinflusst die Art der Verantwortlichkeit und Transparenz und verändert die Parameter der Machtverteilung zwischen Staat und Gesellschaft. Das, was die Akteure durch politisches Handeln zu erreichen versuchen, z.B. ihre Interessen, nimmt daher neue Bedeutungen und Formen an. Ebenso werden die Interaktionsmechanismen, die als die Gesamtheit der Beziehungen zwischen den Akteuren bezeichnet werden können, neu geordnet. So führt der Einsatz von KI im öffentlichen Raum zu neuen Formen der politischen und sozialen Organisation mit wichtigen Auswirkungen auf die Zukunft von Demokratie und Bürgerbeteiligung. Studien haben auch gezeigt, dass der fortgeschrittene Einsatz von KI die institutionellen Strukturen, die Interessen und Interaktionen zusammenhalten, verändert. So stellt die Entwicklung neuer KI-Technologien die traditionelle Art und Weise, wie politische Systeme organisiert sind, in Frage. Angesichts dieser komplexen Veränderungen soll der Forschungsschwerpunkt KI, Politik und Macht zu einem kritischen Verständnis dieses Wandels beitragen, indem er die sich ständig verändernden Beziehungen zwischen Staat, Gesellschaft und Öffentlichkeit aufdeckt, die die Zukunft der Politik prägen werden. Dieser Forschungsschwerpunkt ist inspiriert von dem Projekt "Datenverschmutzung und Macht" (Data Pollution and Power), das 2022 im Sustainable AI Lab durchgeführt wurde.
Artificial Intelligence, Politics and Power
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